2. Fachwissenschaftliche Grundlagen

2.1    Der Gegenstand des Faches „Technologie“ 

Jede Wissenschaft definiert sich über ihren Gegenstand. Das Thema dieses Kapitels ist deshalb die Frage:  „Was ist Technologie“?
Die Antwort auf diese Frage erhalten wir, wenn wir unsere Welt als Ganzes betrachten und den Versuch unternehmen, die zentralen Lebensbereiche der Menschen zu systematisieren.
Dann werden drei Bereiche sichtbar:

Für den Menschen existieren drei fundamentale Lebensbereiche,

•        Natur,

•        Gesellschaft und

•        Technologie.

D. h., der Mensch lebt zeitgleich in diesen drei Bereichen.
Die Bereiche stehen in intensiven Wechselwirkungen miteinander.

Natur:

  • Sie ist von vorn herein vorhanden
  • Sie ist unsere Lebensgrundlage.
  • Die Naturwissenschaften analysieren und beschreiben die Strukturen und Prozesse in der Natur aus ihren spezifischen Perspektiven.
  • Die entsprechenden Schulfächer sind z.B. Physik, Chemie, Biologie.

 Gesellschaft:

  • Wir leben zusammen mit Menschen und in Gruppen und Gesellschaften.
  • Die Gesellschaftswissenschaften analysieren und beschreiben die Strukturen und Prozesse in der Gesellschaft wie z.B. Arbeit, Wissenschaft, Hauswirtschaft und Sozial- und Politikwissenschaft.
  • Die entsprechenden Schulfächer sind z.B. Fremdsprachen, Wirtschaft, Geschichte, Sozialkunde usw.

Technologie:

  • Sie ist wie die Kunst das Ergebnis menschlicher Kreativität.
  • Sie beeinflusst unser tägliches Leben.
  • Ohne Technologie ist unser Leben in der Natur nicht mehr möglich.
  • Die technologischen Wissenschaften und der unser Erfindungsreichtum ermöglichen die Konstruktion, Vervollkommnung, und Nutzung der technologischen Produkte.
    Das entsprechende schulische Fach ist der Technologieunterricht.

Ambivalenz

Menschen nutzen Technologie ambivalent, d. h. Technologie kann nutzbringend oder schädigend eingesetzt werden.
Wie sie eingesetzt wird, das bestimmen wir Menschen selbst.
Die technologischen Wissenschaften verantworten die Hervorbringung und Weiterentwicklung von Produkten und technologischen Handlungen.

Der folgende Überblick soll bewusst machen, wie umfangreich der Lebensbereich Technologie ist.

Immer mehr Informationen erhalten wir über Zeitung, Telefon, Rundfunk, Fernsehen und World Wide Web. Mit der Entwicklung der Technologie erfolgte die Vernetzung der Menschen. Bereits im 20. Jahrhundert haben sich die Menschen global vernetzt. Im Laufe der technologischen Evolution haben sich drei Arten von Netzen entwickelt:
  1.  Art: Netze zum Transport und zur Verteilung von Produkten,
    Netze für den Transport von Personen und

    Netze zur Ver- und Entsorgung mit lebenswichtigen Materialien.

Bereits zu Beginn der Geschichte der Menschen entstanden die Güter- und Personentransportnetze. Im Altertum wurden zuerst die Flüsse als Wasserstraßen und die Meere als Seewasserstraßen genutzt. Es folgten die Landstraßennetze, die bereits im „Alten Rom“ bautechnisch sehr weit entwickelt waren. Im 19. Jahrhundert kamen mit der Entwicklung der Eisenbahn die Schienenverkehrsnetze dazu. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand in Folge der Entwicklung der Luftfahrttechnik das weltumspannende Netz der Luftkorridore.

Die Versorgungsnetze zur Bewässerung der Landwirtschaft und für Trinkwasser sind schon aus dem Ägypten der Pharaonen und dem „Alten Rom“ bekannt.

  1. Art: Netze zum Transport und zur Verteilung von Informationen

Im Altertum transportierten die Menschen Informationen mithilfe von Rauchzeichen und anderen optischen und akustischen Signalen. Die Entwicklung der Elektrophysik im 18. und 19. Jahrhundert ermöglichte, die Telekommunikationsnetze mit Rundfunk, Fernsehen und Telefon auf ihren heutigen Stand zu bringen. Mit dem World Wide Web erreichte die Vernetzung zum Informationsaustausch ihren gegenwärtigen Entwicklungsstand.

Weitere Informationsnetze haben sich entwickelt. Dazu gehören der Brief- und Pakettransport z. B. durch die Post, die Verwaltungsnetze in Behörden und Unternehmungen, auch der Buchhandel und der Zeitungsvertrieb.

  1. Art: Netze zum Transport und zur Verteilung von Energie

Mit der Entstehung von Bergbau und Mühlen begann die Nutzung der Kraft des Wassers. Im „Alten Rom“ wurde mithilfe von Wasserkanälen fließendes Wasser umgeleitet, um mit dessen gespeicherter Energie Mühlen anzutreiben. Das gleiche Prinzip wurde im Bergbau angewendet, um Menschen und Material zu transportieren. Es wurden auch Energiemaschinen, z. B. zur Zerkleinerung von Erz, erfunden.

Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde die erste Übertragung von Elektroenergie in Form von Dreiphasenwechselstrom erfolgreich durchgeführt. Das war die Geburtsstunde der heutigen Elektroenergieversorgungsnetze. Sie überspannen Kontinente. Im Industriezeitalter entstanden die Öl- und Gasversorgungsnetze, und in Folge die Tankstellen- und Fernwärmenetze.

Die technologische Vernetzung hat für unsere Welt gravierende Folgen. Die Natur, abgesehen von einigen Gebieten der Hochgebirge, Urwälder, Ozeane und Wüsten ist nicht mehr unberührt. Sie hat sich im Laufe der Jahrhunderte infolge der technologischen Einwirkungen durch den Menschen von einem Biotop zu einem Technotop entwickelt.